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Die Entstehung des Stucks

Die geschichtliche Entstehung des Stucks begann bereits in der Jungsteinzeit, da schon hier wusste, was man mit Gips alles anfangen kann bzw. um mit ihm plastische Elemente zu erstellen. Historische Aufzeichnungen zeigen, dass in der kleinasiatischen Stadt Çatalhöyük schon 7000 v. Christus mit Gips Innenräume gestaltet wurden, aber auch bei den Babyloniern und den Sumerern hat man schon mit Gips bei der Raumgestaltung gearbeitet.
Bekanntlicherweise waren die Ägypter sehr begabt was die Erstellung von Bauten anbetrifft. So ist es nicht verwunderlich, dass sie auch schon früh wussten, wie man Gips herstellt und wie bzw. wo man ihn überall verwenden kann. Als Vorzeigebeispiel dient z.B. die Büste der Nofretete, deren Stuck mit natürlichen Farbpigmenten bemalt wurde, aber auch die berühmte Sphinx wurde u.a. mit kalkhaltigem Gipsmörtel erbaut. Genauso findet man auch in der Antike zahlreiche Beispiele für die Verwendung von Gipsmörtel und Alabaster, z.B. als Wandbelag, Fußboden oder als Baustein, wie bei den bekannten Palästen von Phaistos und Knossos. Gips wurde in der Antike allerdings nicht nur für bauliche Zwecke verwendet, sondern auch um Tote in Gips einzugießen, um Gesichtsmasken herzustellen, um Früchte mit einer Gipsschicht haltbar zu machen oder um Wein herzustellen.
Ebenso bekannt war der Gips schon bei den Griechen um ihre Häuser mit Stuckornamenten zu verzieren, und bei den Römern, die ihre Innenräume mit Gips gestaltet haben. Wenn man sich den teuren Marmor nicht leisten konnte, hat man die Wände mit einer Marmor-Imitation aus farbigem Glanzstuck versehen. Besonders in reichen Häusern oder öffentlichen Gebäuden waren Stuckdecken Gang und Gebe. Die vertikale Hausaufteilung hat man mit anspruchsvollen Gesimsen hervorgehoben. Auch heute findet man vielerorts in Italien noch gut erhaltene bzw. aufwendig restaurierte Stuckdekorationen an Grabmälern oder auch in den Straßen Roms.
Was Stuckdekorationen und -plastiken im Mittelalter anbetrifft, sind die Nachforschung noch nicht abgeschlossen. Erst seit den 90ern hat man mehr über die Polychromie und Herstellungstechnik von Stuck im Mittelalter herausfinden können. In einigen Bundesländern wie Sachsen-Anhalt und Niedersachsen sind noch einige bedeutsame, aus dem 12. und 13. Jahrhundert stammende, mittelalterliche Stuck-Kunstwerke vorhanden. Besondere Gebäude wie z.B. die Stiftskirche in Hamersleben, das Tympanon der Hildesheimer Godehardikirche, das Heilige Grab in der Stiftskirche in Gernrode, der Apostelzyklus in der Ganderheimer Stiftskirche, die Chorschranken in St. Michaelis in Hildesheim, die Westempore in der Klosterkirche zu Gröningen (heute Berlin, Staatliche Museen, Bode-Museum), die Liebfrauenkirche in Halberstadt sowie im Giebelrelief der Domvorhalle in Goslar oder teilweise in Stuttgart sind noch Stuckelemente vorhanden. Aber nicht nur die Decken und Wände von bedeutsamen Gebäuden waren mit Stuck verziert, sondern auch großflächige Fußböden wurden mit besonderen Stuckelementen aufgewertet, wie man sich z.B. in der der Helmstedter St.-Ludgeri-Kirche oder im Hildesheimer Dom anschauen kann.
Das Gipsgießen wurde in Deutschland schon seit etwa 1690 ausgeführt. Dazu liegt sogar eine Anleitung zum Gipsgießen aus dem Jahre 1696 in Nürnberg vor. Aber es existieren auch diverse Bücher und Schriftstücke, die die Herstellung der Stuckmasse genau beschreiben. In Italien erfreute sich der Stuck während der Renaissance erneut großer Beliebtheit, sodass besonders in Palästen und Kirchen die Decken und Wände mit großzügigen Stuckelementen sowie mit Decken- und Wandmalereien geschmückt wurden. Es gibt viele berühmte Stuckateure wie Scipione Casella, Fedele Casella oder Perino del Vaga, die Ihren Betrag zur Verbreitung des Stucks in der Renaissance beigetragen haben.
Besonders bekannt und heute noch viel bei der Meister Yakup Hengstler GmbH in Stuttgart angefragt sind Barock- und Rokoko-Stuckarbeiten. Charakteristisch für diese Epochen sind die verspielten und schwungvollen Dekorationselemente. Auch wenn die italienischen Stuckateure in Europa als erstes auf dem Vormarsch waren was künstlerisch hochwertige Stuckarbeiten anbetraf, so gab es auch in Süddeutschland immer mehr Stuckateur-Meister, die teilweise sogar überregional tätig waren. Beispiele für Stuckarbeiten aus dieser Zeit sind z.B. an der Oberschwäbischen Barockstraße vorzufinden. Vor allem der der Honigschlecker in der Wallfahrtskirche Birnau ist eine sehr bekannte Stuckfigur aus der Barock-/Rokokozeit, die von dem Bildhauer/Stuckateur Joseph Anton Feuchtmayer kreiert wurde. Oft kam in dieser Epoche auch Stuckmarmor, auch scagliola genannt zum Einsatz um Wände und Decken zu gestalten. Dabei handelt es sich um eine Art der aufwendigen Marmor-Nachahmung, die eigentlich gar nicht preisgünstiger war, dafür aber die Herstellung von größeren, einheitlich eingefärbten, Werkstücken ermöglichte sowie spezielle Farbgebungen und künstlerische Effekte erzielen konnte.
Später im 19. Jhd. war Stuck ein weit verbreitetes und zugleich preiswertes, architektonisches Gestaltungselement der Gründerzeit, während des Historismus und ebenso im Jugendstil.
Nach dem ersten Weltkrieg kam die Zeit der Moderne, in der der Stuck auf dem Rückzug war und kaum noch architektonisch ausgeführt wurde. Auch in den 50er und 60er Jahren wurden Stuckelemente immer weniger gewünscht bzw. sogar als störend betrachtet, da man auf modernere architektonische Gestaltungselemente setzte. Leider wurde der Stuck deshalb bei etlichen alten Bauwerken eliminiert mit Hilfe der sogenannten Fassadenverödung. Alternativ nannte man diesen Vorgang auch Entstuckung oder stilmäßige Bereinigung. Stuckdecken wurden unsichtbar gemacht, indem sie durch eine eingezogene Flachdeckenkonstruktion verdeckt bzw. abgehängt wurden, wodurch die historischen Stuckelemente leider auch häufig lädiert wurden. Das Verdecken der Stuckdecke hatte aber auch einen Vorteil: sie blieb dadurch meist besser erhalten, da sie weder mehrfach überstrichen oder gar entfernt werden konnten.
Mehr über Stuck, die verschiedenen Stilrichtungen und Stuck-Techniken erfahren Sie auch bei der Meister Yakup Hengstler GmbH in Stuttgart.

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